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Diorama “Letztes Gefecht.” – 🇩🇪 Tiger I & 🇺🇸 Sherman

Ein 1:100 Diorama zwischen Wahnsinn und Frieden

Wie es halt manchmal passiert: Ein altes Modell lag rum, und irgendwann dachte ich mir – das könntest du eigentlich mal verbauen. Eine passende Geschichte dazu schrieb ich erst vor ein paar Monaten, welche noch Online kommt, aber das Diorama selbst entstand über knapp zwei Jahre hinweg, immer wieder in kleinen Etappen. Nicht als großes, durchgeplantes Projekt, sondern eher als klassisches „Wenn Zeit und Lust da sind, geht’s ein Stück weiter“.

Mein Arbeitsplatz ist alles andere als glamourös: ein Bastelplatz im Schlafzimmer. Aber er bietet alles was man braucht. Zwischen Alltag, Schlafenszeit und Staub entstand nach und nach ein 1:100‑Diorama mit zwei Panzern, einem angeschnittenen Panzerzug, einem Tunnel im Fels und einer Szene, die irgendwo in den letzten Kriegstagen 1945 spielen könnte. Der Titel „Letztes Gefecht“ verweist auf die Stimmung: Es geht um das Ende, um Erschöpfung, um sinnlose Befehle – und darum, was bleibt, wenn der Krieg vorbei ist, aber die Waffen noch nicht schweigen.

Die Kurzgeschichte „Letzter Befehl“, die ich später geschrieben habe, greift dieses Setting auf und erzählt von einem deutschen Panzertrupp, einem US‑Sherman und einem Zug im Tunnel, dessen Ladung besser niemand sehen sollte. Das Diorama war nicht die Illustration der Story, sondern eher umgekehrt: Die Story ergab sich aus dem Bild im Kopf, das ich in Miniatur bereits gebaut hatte. Die Geschichte wird in einem gesondertem Beitrag Online kommen.

Aller Anfang ist schwer

Der Anfang war unvorbereitet. Ich hatte keinen Plan, kein Moodboard, keine Skizzen. Ich bin nicht der große Vorplaner, weder im Modellbau noch generell wenn es um Hobbies geht. Wo bleibe sonst der Spaß?
In einer Schublade lag noch ein 1:100‑Sherman‑Gussast, den ich vor Ewigkeiten von einem Arbeitskollegen bekommen hatte. Hersteller? Keine Ahnung, vermutlich irgendwas aus der Flames‑of‑War‑Ecke. Der Bausatz war zu schade zum Wegwerfen, aber zu klein, um als Einzelmodell im Regal zu landen.

Dann kam der Zvezda Tiger I im Maßstab 1:100 dazu. Ein sauberer, einfacher Bausatz, den man schnell gebaut bekommt. Auf einmal hatte ich zwei Panzer in demselben Maßstab. Und irgendwo im Hinterkopf die Idee: Tunnel, Gleise, Lok, späte Kriegsphase. Mehr war da nicht.

Die Bauzeit zog sich über knapp zwei Jahre. Nicht, weil das Projekt unglaublich komplex war, sondern weil es immer nur in Etappen weiterging. Mal blieb alles wochenlang unangetastet, dann gab es ein Wochenende, an dem plötzlich Tunnel, Felsen und Panzer in einem Rutsch vorankamen. So entstehen viele Projekte, über die man später sagt: „Ich hab da zwei Jahre dran gebaut“ – obwohl die tatsächliche Arbeitszeit wahrscheinlich eher im zweistelligen Stundenbereich liegt.

Warum 1:100? Ganz ehrlich: Weil dieser kleine Sherman noch bei mir rumflog. Das war der eigentliche Auslöser. Mit 1:35 kann man sich in Details austoben, in 1:100 arbeitet man eher grob, punktuell und auf Wirkung aus der Entfernung. Ein Maßstab also, den ich nicht bewusst gewählt habe, der aber im Nachhinein gar nicht so schlecht zu diesem kompakten Szenario passt.

Rohbau, Konstruktion und Detaillierung

Der Anfang – Tunnel und Gelände

Das Herzstück des Dioramas ist der Tunnel. Ohne Tunnel kein Szenario, kein Zug, kein Spannungsbogen. Also stand relativ früh fest: Ich brauche eine glaubwürdige Tunnelfront, die in Felsen eingelassen ist. Im Netz fand ich eine Vorlage für ein Tunnelportal im Modellbahnbereich, die mir als grobe Orientierung diente. Den Rest machte ich selbst.

Als Basismaterial diente Hartschaum. Die Grundform des Portals schnitt ich aus einem Block heraus. Hartschaum lässt sich mit einem scharfen Messer gut bearbeiten, reagiert aber etwas kratzig: Das Material franst, kleine Krümel lösen sich und setzen sich überall fest. Mit Hobbymesser und Zahnstocher habe ich dann Stein für Stein einzeln in den Schaum graviert. Dieser Prozess ist monoton, aber genau darin liegt der Reiz. Das leise, trockene Kratzen des Zahnstochers im Material, das Nachgeben der Oberfläche und die entstehenden Kanten – das hat etwas sehr Handwerkliches.

Die Felsen rund um den Tunnel entstanden mit einer klassischen Methode, die im Modellbau seit Jahrzehnten im Einsatz ist: Alufolie zerknüllen, ausbreiten, Gips hinein gießen, trocknen lassen, dann die Folie abziehen und zerbröseln. Was zurückbleibt, sind zerklüftete Gipsstücke mit natürlicher Struktur. Diese Stücke habe ich auf dem Hartschaum positioniert, angepasst, zurechtgebrochen und verklebt, bis eine stimmige Felsformation mit Einbuchtung für das Tunnelportal entstand. Beim Aushärten des Gipses lag ein angenehmer, leicht kreidiger Geruch in der Luft, der sich mit dem typischen Schlafzimmer-Aroma mischte – nicht unbedingt Wellness, aber genau das, was man von so einem Bastelplatz erwartet.

Die Basis selbst besteht aus Hartschaum, die Seitenwangen habe ich mit Furnier verkleidet, um dem Ganzen eine saubere Kante zu geben. Auf die Hartschaumoberfläche kam keine Spachtelmasse, sondern eine selbst gemachte Erdmischung: Kaffeesatz, kleine Steinchen und echte Erde. Die Mischung fühlt sich rau, leicht feucht und organisch an, anders als sterile Modellierpasten. Sie wurde aufgebracht, modelliert, leicht angedrückt und nach dem Trocknen mit Acrylfarben grundiert. Darüber kam Grasflock in verschiedenen Längen von AK – aufgetragen mit Leim, aufgeklopft, abgeschüttelt. Wenn man mit den Fingern leicht darüber streicht, federt das Gras zurück und verstärkt den Eindruck eines lebendigen Bodens.

Der Sherman – Versuch, nah am Original zu bleiben

Der Sherman startete als reiner Gussast. Keine Schachtel, keine Anleitung, nur Teile an einem Rahmen. Zuerst wurden die Teile vom Gussast getrennt, versäubert und angepasst. Der Kleber der Wahl: Tamiya Extra Thin, wie immer, wenn ich klassische Plastikbausätze zusammenfüge. Das Zeug fließt in die Fugen, löst das Plastik leicht an und verschweißt es.

Farbig wollte ich mich dem Vorbild annähern, ohne irgendwelche exakten Farbnummern zu jagen. Grundiert wurde in Schwarz, um Tiefe zu erzeugen und später Schatten zu haben. Dann kam ein Olivton darüber, der einen typischen Sherman-Look vermitteln sollte. Welche genaue Farbe das war, kann ich nicht mehr sagen – der Zeitpunkt liegt zu weit zurück, und ich habe es mir schlicht nicht notiert. Der Anspruch war aber klar: Es sollte nach Sherman aussehen, nicht nach Fantasiepanzer.

Details wie Inneneinrichtung spielen in 1:100 keine Rolle, und bei diesem Bausatz waren ohnehin keine vorhanden. Also lag der Fokus auf der Kontur und Silhouette. Aus normalem Betrachtungsabstand erfüllt der kleine Sherman genau das, was er soll: Man erkennt ihn sofort.

Der Tiger – Zvezda in 1:100

Der Tiger I stammt von Zvezda, Kit 6256, im Maßstab 1:100. Für diese Größe ist der Bausatz solide, mit erkennbarer Turmform, Kanone, Laufrollenstruktur und typischer Tiger-Silhouette. Auch hier kam Tamiya Extra Thin zum Einsatz, die Montage verlief ohne Katastrophen. Nichts ist abgebrochen, nichts musste dramatisch gerettet werden.

Der Tiger wurde ebenso zunächst schwarz grundiert. Darüber folgte ein Grau, dessen exakte Bezeichnung ich nicht mehr parat habe. Wichtig war mir, den Eindruck eines beanspruchten, nicht mehr ganz frischen Fahrzeugs zu erzeugen. Die Verwitterung fiel hier deutlich stärker aus als beim Sherman. Lackabplatzer, Staub, Schmutz, punktuell angedeuteter Rost – das alles sorgt dafür, dass der Tiger eher wie ein Veteran aussieht, der zu viele Kilometer und zu wenige Wartungstage hinter sich hat.

Die Lok – gedruckte BR57-Front

Die Szene brauchte einen Zug. Das Thema „Tunnel“ wirkt ohne Zug wie eine leere Bühne. Zugegeben: Eigentlich hat mir meine Frau den Floh ins Ohr gesetzt. Im Netz fand ich auf Thingiverse ein 3D-Modell einer BR57‑Panzerlok. Für 1:100 war das Modell zu groß, also habe ich es in der Slicer-Software entsprechend skaliert und nach den vorderen 5 cm die Lock geschnitten. Im Diorama ist sowieso nur die Front sichtbar, der Tunnel und die Felsen „verschlucken“ den hinteren Teil. Das spart Material, Druckzeit und Nerven. Gedruckt wurde mit Resin. Nach dem Druck wurden die Supports entfernt, Kanten gesäubert.

Die Lokfront wurde anschließend passend eingefügt, farblich in das Gesamtbild integriert und leicht verschmutzt. Nicht übertrieben, aber so, dass man merkt, sie hat schon einiges erlebt.

Schienen, Fässer, Kanister, Kisten

Die Gleise bestehen aus H0‑Schienenprofilen, die als 3D‑Datei von Thingiverse stammen und für 1:100 skaliert wurden. Gedruckt wurden sie ebenfalls aus Resin. Das Ergebnis sind klar definierte Schienen, die exakt in das Szenario passen und sich problemlos auf der Hartschaum‑/Erdmischungsbasis verkleben lassen. Ich musste beim Zusammenbau einige Male kleben. Schienen in der Größe sind äußerst Fragil.

Fässer, Kanister und Kisten stammen ebenfalls von 3D‑Modellen, die ich über Thingiverse bezogen habe. Auch sie wurden skaliert, gedruckt und in die Szene eingestreut. Diese Kleinteile lockern das Bild auf, erzählen am Rand kleine Geschichten und geben dem Auge zusätzliche Ankerpunkte.

Verwitterung und Finish

Beim Weathering bin ich nicht nach strengem Lehrbuch vorgegangen, sondern eher nach Gefühl. Der Tiger ist deutlich stärker gealtert als der Sherman: abgenutzte Kanten, dunklere Vertiefungen, Schmutz an Ketten und Unterwanne. Der Sherman blieb vergleichsweise sauber. Ehrlich gesagt weniger aus dramaturgischen Gründen, sondern weil irgendwann die Luft raus war. Die Lokfront wurde moderat gealtert, mit Staub- und Schmutzeffekten, aber nicht so extrem, dass sie wie ein Wrack wirkt.

Die Vegetation ist relativ sparsam eingesetzt: Büsche von AK, Grasflock in verschiedenen Längen, kleine Auflockerungen entlang des Gleisbetts und im Felsbereich. Die Szene spielt im Mai 1945, die Natur lebt, aber steht nicht im Mittelpunkt. Alles soll den Blick in Richtung Tunnelöffnung, Panzer und Lok lenken.

Geschichte der Vorbilder: Tiger I und Sherman M4

Tiger I – Schwerer Panzer, schweres Erbe

Der Panzerkampfwagen VI Tiger I war einer der symbolträchtigsten Panzer des Zweiten Weltkriegs. Entwickelt wurde er ab 1941, ab 1942 kam er an die Front. Insgesamt entstanden etwa 1.350 Fahrzeuge, die bis 1945 eingesetzt wurden. Ausgestattet mit der 8,8‑cm‑KwK 36 L/56, einer abgeleiteten Variante der berühmten 8,8‑cm‑Flak, konnte der Tiger gegnerische Panzer auf große Distanz bekämpfen. Seine Panzerung betrug an der Front bis zu 100–110 Millimeter, was ihn in seiner Zeit zu einem schwer zu durchbrechenden Gegner machte.

Allerdings war der Tiger logistisch problematisch. Er war schwer, teuer, wartungsintensiv und verbrauchte viel Treibstoff. Gegen Kriegsende kam hinzu, dass Nachschub, Ersatzteile und Treibstoff immer knapper wurden. Viele Tiger standen mehr, als dass sie fuhren. In den letzten Monaten des Krieges wurden sie oft eher als stationäre Befestigungen genutzt oder wurden schlicht liegen gelassen, wenn sie ausfielen und nicht mehr zu retten waren. Genau dieses Bild hatte ich beim Bau des Dioramas im Kopf: ein schwerer Panzer, der zwar noch da ist, aber dessen Zeit abgelaufen ist.

Sherman M4 – Das Arbeitspferd der Alliierten

Dem gegenüber steht der M4 Sherman, das Standardarbeitspferd der US‑Armee und vieler Alliierten. Zwischen 1942 und 1945 wurden rund 50.000 Exemplare produziert. Der Sherman war technisch weniger beeindruckend als der Tiger: schwächere Panzerung, ein 75‑mm‑Geschütz (bei vielen Varianten), geringere Durchschlagsleistung im direkten Vergleich. Aber er hatte andere Stärken: hohe Zuverlässigkeit, einfache Wartung, logistisch effiziente Versorgung mit Ersatzteilen – und schiere Anzahl.

Während die Wehrmacht sich in immer komplexeren, schwereren Einzelfahrzeugen verzettelte, setzten die Alliierten auf Masse und praktische Lösbarkeit. Im Feld bedeutete das: Ein einzelner Sherman war einem Tiger unterlegen, aber Shermans traten selten allein auf. In der Summe, mit Luftunterstützung und Artillerie, verschob sich das Kräfteverhältnis.

Im Diorama steht der Sherman als Symbol für diese Art von Präsenz. Er ist nicht heroisch in Szene gesetzt, sondern bildet die andere Seite dieser späten Kriegssituation ab: Der Krieg ist fast vorbei, aber die Fahrzeuge rollen noch. Für die Soldaten, die in ihnen saßen, war das nicht abstrakt, sondern Alltag.

Maßstab, Materialien und Techniken

Warum 1:100?

Die ehrliche Antwort ist simpel: Der Maßstab ergab sich durch den herumliegenden Sherman. Es war keine strategische Entscheidung, sondern eine pragmatische. Aber aus dieser Not wurde eine Tugend. 1:100 ist ein Maßstab, der sich ideal für kompakte Dioramen eignet. Man bekommt mehrere Fahrzeuge, ein Gebäude oder Tunnel und Geländestruktur auf eine relativ kleine Fläche.

Ein Tiger I ist in 1:100 nur wenige Zentimeter groß. Das zwingt zur Reduktion. Man kann und darf nicht jedes Detail darstellen. Es geht um Wirkung und Lesbarkeit: Silhouette, Proportionen, Licht und Schatten. Aus normalem Betrachtungsabstand darf das Auge die Feinheiten ergänzen. Gleichzeitig erlaubt der Maßstab eine Art „Zoom-Effekt“: Wer nah herangeht, entdeckt mehr, als man auf den ersten Blick erkennt.

Der Nachteil ist klar: Es ist fummelig. Kleine Teile, feine Kanten, wenig Fläche für Farbmodulation. Nach längeren Sessions machen sich Augen und Finger bemerkbar. Für alle, die 1:35 gewohnt sind, ist das eine Umstellung.

Hartschaum und Gipsbruch

Hartschaum ist ein dankbares Material für Geländebau. Es wiegt wenig, lässt sich gut schneiden, formen und gravieren. Mit einem scharfen Messer kann man Kanten, Mauern, Stufen erzeugen. Mit Zahnstocher, Kugelschreiber ohne Mine oder ähnlichen Werkzeugen lassen sich Steinstrukturen, Risse und Fugen einarbeiten. Das Material „bröselt“ dabei leicht, kleine Krümel lösen sich, aber genau das verstärkt den organischen Eindruck.

Gipsbruch ist ebenfalls ein Klassiker. Die Kombination aus zerknüllter Alufolie und ausgegossenem Gips produziert naturähnliche, unregelmäßige Strukturen, die mit relativ wenig Aufwand ein glaubwürdiges Felsrelief erzeugen. Gips nimmt Farbe sehr gut an, Pigmente und Washes betonen jede Kante. Für Felsformationen im kleinen Maßstab ist die Methode sowohl günstig als auch optisch überzeugend.

Selbst gemachte Erdmischung

Statt auf fertige Spachtelmassen oder teure Spezialprodukte zurückzugreifen, habe ich eine Mischung aus Kaffeesatz, echten Steinchen und gesiebter Erde verwendet. Kaffeesatz hat den Vorteil, dass er eine feine, organische Struktur mitbringt, eine erdige Grundfarbe besitzt und sich gut einfärben lässt. In Kombination mit kleinen Steinen und Erde ergibt sich ein vielseitiges Substrat, das sowohl Wege, Böschungen als auch Gleisbettbereiche darstellen kann.

Die Mischung wird aufgetragen, mit verdünntem Weißleim oder Gravelfixer getränkt und nach dem Trocknen mit Acrylfarben grundiert. Pigmente und Washes verstärken die Tiefenwirkung. Das haptische Empfinden beim Verteilen dieser Mischung ist deutlich anders als bei synthetischen Pasten: Es fühlt sich „echter“ an, was psychologisch auch beim Betrachten später eine Rolle spielen kann.

3D‑Druck mit Resin

Im Diorama kamen mehrere Resin-Druckteile zum Einsatz: die BR57‑Lokfront, Schienen, Fässer, Kisten, Kanister. Die Dateien stammen aus der Thingiverse‑Community. 3D‑Druck ist 2025 nichts Exotisches mehr, sondern ein weiteres Werkzeug im Kasten. Resin bietet sich an, wenn es um feinere Details und kleinere Maßstäbe geht.

Der Workflow ist relativ simpel: Datei auswählen, in den passenden Maßstab skalieren, drucken, reinigen, härten, versäubern. Der Druck an sich macht weniger Spaß als klassische Bausatzmontage, aber er löst ein konkretes Problem: Man kommt an Teile, die man sonst gar nicht oder nur teuer als Zubehör bekommen würde. Im Fall der Lok war es besonders angenehm, nur den sichtbaren Frontbereich zu drucken und den Rest einfach wegzulassen.

3D‑Druck ersetzt den traditionellen Bausatz nicht, er ergänzt ihn. Gerade bei Dioramen, in denen viele unterschiedliche Kleinteile gebraucht werden, ist er ein Segen. Gleichzeitig erfordert er ein wenig technisches Verständnis und Pflege: Harz, Belichtung, Haftung, Nachhärtung – alles Faktoren, die über Erfolg oder Frust entscheiden.

Die Geschichte: „Letzter Befehl“

Zum Diorama gehört eine Kurzgeschichte, die ich erst geschrieben habe, als das Modell weitgehend fertig war. „Letzter Befehl“ spielt in den letzten Kriegstagen 1945. Im Zentrum stehen ein deutscher Oberfeldwebel, ein junger Funker und eine kleine Truppe, die einen Zug im Tunnel sichern soll. Auf der anderen Seite ein US‑Panzertrupp mit einem Sherman. Dazwischen Befehle, die keinen Sinn mehr machen, und Menschen, die abwägen müssen, was ihnen wichtiger ist: Gehorsam oder Gewissen.

Der Tunnel im Diorama ist die Bühne dieser Geschichte. Der Tiger steht für ein System, das schwer, träge und ausgebrannt ist. Der Sherman für eine Macht, die zwar technisch nicht überlegen, aber faktisch im Vorteil ist. Die Lok symbolisiert eine Fracht, die nie ankommen soll. Ab einem gewissen Punkt ist es egal, welche Uniform jemand trägt – entscheidend ist, wie er sich in diesem Moment verhält.

Die Kurzgeschichte selbst sprengt den Rahmen dieses Artikels, sie ist als eigener Text ausgearbeitet und kommt als eigenständiger Beitrag. Aber das Diorama ist ohne diese Story für mich unvollständig. Umgekehrt bekommt die Story durch das Diorama ein Gesicht. Beide zusammen ergeben ein Gesamtwerk, das über reines Basteln hinausgeht.

Was ich gelernt habe

Dieses Diorama war kein durchgetaktetes Prestigeprojekt, sondern ein typischer „Zwischendurchbau“. Und gerade deshalb war es lehrreich. Ich habe gelernt, dass Planung zwar helfen kann, aber nicht zwingend nötig ist, um zu einem stimmigen Ergebnis zu kommen. Viele Entscheidungen entstanden spontan: Maßstab, Anordnung, Verwitterungsgrad. Manches hätte anders laufen können, aber das gehört dazu.

Ich habe gemerkt, dass 1:100 nicht mein Lieblingsmaßstab ist, ich aber trotzdem etwas aus ihm herausholen kann. Der Tiger wirkt in diesem Format überraschend wuchtig, der Sherman klein, aber präsent. Die Lokfront, halb im Tunnel verschwunden, sorgt für das gewisse Etwas im Hintergrund. Die Szene wirkt am Ende geschlossener, als ich es zwischendurch erwartet hätte.

Wichtig war für mich auch die Erkenntnis, dass Modelle ohne Kontext zwar handwerklich interessant sein können, aber erst mit einer Geschichte emotional greifen. Die Kurzgeschichte „Letzter Befehl“ hat dem Diorama Tiefe gegeben, und umgekehrt hat das Diorama mir geholfen, die Geschichte zu visualisieren. Das Zusammenspiel aus Text und Miniatur ist ein spannendes Feld, das ich sicher weiter erkunden werde.

Wenn du selbst in 1:100, 1:72 oder einem ähnlichen Maßstab mit Dioramen liebäugelst, würde ich sagen: Trau dich. Nimm, was da ist – ein herumliegender Bausatz, ein Maßstab, den du sonst meidest – und baue darum herum eine Szene. Perfektion ist kein Muss. Entscheidend ist, dass du am Ende auf dein Werk schaust und das Gefühl hast: Das erzählt etwas, das nur du so gebaut hättest.

Quellen & Verweise

Primäre Quellen (Direkter Bezug)

  1. Zvezda Plastikmodelbausatz Tiger I (Kit 6256) – Modellbau König
    https://www.modellbau-koenig.de/Fahrzeuge/Militaer-1-72-1-76/Panzer/Panzer-WK-II-Achse/Plastikbausaetze/Tiger-I-German-Heavy-Tank-1-100
    ABC-Rating: A (Hersteller-direkter Link, Kit-Verifizierung)
  2. Jentz, T. L., & Doyle, H. L. (2015). Tiger I Heavy Tank 1942-45. Osprey Publishing.
    ABC-Rating: A (Primäre historische Quelle, Tiger I Spezifikationen und Produktion)
  3. Zaloga, S. J. (2020). M4 Sherman Tank 1942-1945. Osprey Publishing.
    ABC-Rating: A (Primäre historische Quelle, Sherman M4 Spezifikationen)

Sekundäre Quellen (Unterstützend)

  1. BR57-Panzerlok (3D-Modell) – Thingiverse
    https://www.thingiverse.com/thing:4965861
    ABC-Rating: B (Community-generiert, aber verifizierbar und für Projekt relevant)
  2. Nightshift – Martin Kovac (YouTube-Kanal) – Gelände- und Weathering-Tutorials
    https://www.youtube.com/@nightshiftmk
    ABC-Rating: B (Experten-Content, nicht akademisch, aber praxiserprobt)
  3. Scalemates – Zvezda Tiger I Kit 6256 Katalog-Eintrag
    https://www.scalemates.com/de/kits/zvezda-6256-pzkpfw-vi-tiger-i–1115145
    ABC-Rating: B (Sekundärer Katalog, Bausatz-Verifizierung)

Unterstützende Quellen (Allgemeinwissen & Community)

  1. Thingiverse – 3D-Modelle für Modellbau
    https://www.thingiverse.com/
    ABC-Rating: C (Community-Plattform, breites Angebot, variable Qualität)
  2. AK Interactive – Modellbau-Produkte (Grasflock, Pigmente, Washes)
    https://www.ak-interactive.com/
    ABC-Rating: C (Hersteller-Website, Produktverifizierung)
  3. Tamiya – Modellbau-Klebstoffe und Farben
    https://www.tamiya.com/
    ABC-Rating: C (Hersteller-Website, Standard-Materialien)

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Rico Mark Rüde

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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